Projekt „Garten der Generationen“
Kat. Wohnen
Unter dem Titel „Garten der Generationen“ enstand in der Stadtgemeinde Herzogenburg ein alternatives Bildungs- und Wohnprojekt, das Menschen vereint, die sich in allen Lebensbereichen gegenseitig fördern möchten.
(Original-Artikel von Michaela Aichinger)
Schon viele Jahre lang beschäftigt sich der Jurist Markus Distelberger mit alternativen Lebensweisen. „Vor 28 Jahren habe ich die Lernwerkstatt Pottenbrunn gegründet, vor 31 Jahren das Wohnprojekt Dörflein in Herzogenburg“ erklärt der Initiator des „Gartens der Generationen“.
Vor zehn Jahren sei dann die Idee entstanden, auszuloten, wie ein Leben in Gemeinschaft höhere Lebensqualität bringt – bezogen auf alle Generationen und Lebensphasen. „Ein wichtiges Thema war es, zu schauen, wie verschiedene Menschen ihrem Potenzial gemäß leben und zu mehr Lebensqualität kommen können. Der wechselseitige Kontakt zwischen alten und jungen Menschen ist bedeutsam. In unserer Gesellschaft fehlt oft die Verbindung der Generationen“, ist Distelberger überzeugt.
24.000 Quadratmeter
2010 kam es zur Vereinsgründung des „Gartens der Generationen“, der mittlerweile aus 16 Vollmitgliedern besteht und auch außerhalb der Region auf großes Interesse stößt. Bereits 2011 wurde das erste Grundstück gekauft. „Nach und nach haben wir 24.000 m² Grundstück erworben, davon sind 14.000 m² als Bauland gewidmet“, so Distelberger. 2013 startete der Verein mit dem Bau eines ersten Gebäudes, des Gemeinschaftshauses. „Wir haben dafür alle selbst Hand angelegt und vorwiegend Natur und Recyclingmaterialien verwendet. Die Errichtung dauerte sechs Monate. Es war eine tolle Erfahrung. Alle weiteren Gebäude sollen jedoch in Zusammenarbeit mit einem Architekten und Baufirmen errichtet werden“, erklärt Distelberger.
So sollen auf dem Gelände in der ersten Bauetappe zwei Nachbarschaften mit 12-14 Wohneinheiten sowie zwei Pflegewohngemeinschaften entstehen. Die Wohnungen werden 50 bis 120 m² groß sein und durch „Zuschallträume“ flexibel gestaltet. Eine gemeinsame Waschküche mit Trockenraum ist angedacht. „Fünf Wohnungen sind derzeit vergeben. Acht bis neun Wohnungen sind für den ersten Bauabschnitt noch frei. Man kann mit dem Architekten mitgestalten“, betont Distelberger. Die ersten Wohnungen sollen Ende 2019 bezogen werden. Darüber hinaus ist ein Betriebsbereich für Kleinbetriebe als Coworking-Space sowie ein „Gasthaus“ mit Gemeinschaftsküche, Veranstaltungssaal, Wellnessbereich und Teich als Gemeinschaftszentrum geplant. „Die Einreichplanung sollte im Juli fertiggestellt sein. Im Herbst werden die ersten Baumaßnahmen beginnen“, ist Distelberger überzeugt.
Lebens- und Lernort
Doch der „Garten der Generationen“ soll mehr als ein Gemeinschaftwohnprojekt sein. „Wir wollen in eigenen Räumlichkeiten auf dem Gelände einen Lebens- und Lernort schaffen. Letzterer soll sich an der Lernwerkstatt Pottenbrunn orientieren, die es Kindern ermöglicht, sich selbst in ihrem jeweiligen Tempo Wissen durch den Umgang mit verschiedenen Materialien anzueignen. Es soll also vor Ort eine alternative Bildungseinrichtung mit Öffentlichkeitsrecht entstehen. Ab Herbst 2018 wird es bereits eine erste Gruppe geben“, informiert Distelberger.
Offen für alle
Auf dem Gelände des „Garten der Generationen“ sind schon länger Selbsterntefelder bzw. Gartenfelder zu pachten. „Wir sind für alle Interessierten Menschen offen und planen für die Tages-Community das Gemeinschaftszentrum mit Gemeinschaftsküche, Ess-Wohnzimmer und Lebensgarten mit Fest und Lagerfeuerplätzen, eine Wasserlandschaft mit Schwimmteich, Sauna, Badehaus und Schwitzhüttenplatz, Ruhe- und Meditationsbereiche mit Blumengarten, Veranstaltungs- und Festraum mit Café und Seminarraum, Eine Gemeinschaftswerkstätte und Lagerräume sowie auch Erlebnis- und Spielbereiche. Auch ein Mobilitätspool mit Fahrzeugen für unterschiedliche Zwecke, oder eine Einkaufsgemeinschaft ist angedacht“, informiert Distelberger. Zudem sollen pädagogische Weiterbildungsangebote für Eltern oder Kinderbetreuung auf dem Gelände auch Außenstehenden offen stehen.
Integrative Pflege
Das Team des „Gartens der Generationen“ ist laut Distelberger breit aufgestellt und hat auch Fachleute im Bereich der Pflege an Bord. „Wenn Menschen bei Krankheit oder Nahen ihres Lebensendes unsere besondere Zuwendung brauchen, sind wir heute in unserer Gesellschaft zu wenig vorbereitet. Schnell sind wir überfordert und übergeben die Betreuung von Pflegebedürftigen Angehörigen und Freunden an professionelle Unternehmen und Einrichtungen“, so Distelberger. Das bringe notgedrungen große Einschränkungen im Leben der zu Pflegenden mit sich. Gleichzeitig bedeute dies einen Verlust an Präsenz der alten Menschen im Kreis der übrigen Altersgruppen.
„Im ’Garten der Generationen‘ wollen wir mit den Pflegewohngemeinschaften einen Weg erproben, der die Präsenz der alten und auch der Kranken in der Gemeinschaft möglichst weitgehend aufrecht erhält“, erklärt Distelberger. Getragen von der ‚Garten der Generationen‘-Gemeinschaft soll eine kleine Pflegewohngemeinschaft eingerichtet werden, in der drei bis fünf zu pflegende Menschen von ehrenamtlichen Pflegern, Angehörigen und beruflichen Pflegern gemeinsam gepflegt werden. „Parallel dazu wird eine Tagesbetreuungs-Pflegegemeinschaft für fünf bis zehn Pflege- und Betreuungsbedürftige aufgebaut. Diese ist in die Tages-Community der ’Garten der Generationen‘-Gemeinschaft integriert. Die Pflegeleistung wird einerseits von den pflegenden Angehörigen und andererseits von den beruflichen 24-Stunden-Pflegern gewährleistet“, informiert Distelberger.
Finanzierung ohne Banken
Für die monetäre Realisierung des „Gartens der Generationen“ hat der Initiator ein neues Finanzierungssystem entwickelt: den Vermögenspool. „Der Vermögenspool ist ein elementarer Bestandteil des ’Gartens der Generationen‘. Dabei handelt es sich um eine zins- und mietfreie Finanzierungsform, die in konkreten Projekten zur Anwendung kommen kann. In einem Vermögenspool fließen die Beiträge von Menschen zusammen, die ein sozial sinnvolles Wirtschaftsprojekt unterstützen, um die Anschaffung von Grund und Gebäuden, die Errichtung oder Sanierung von Gebäuden sowie den Bau von in Energie- und sonstigen Anlagen für wichtige menschliche Bedürfnisse zu ermöglichen“, so Distelberger. Die Fördergemeinschaft aller Anleger soll den Pool im Fluss halten. Beiträge könnten auch wieder entnommen werden und neue Einlagen würden eingeladen. Dadurch werde ein vom Bankensystem abhängiger, alternativloser, zinsenloser, den Wert erhaltender, legaler Vermögenskreislauf geschaffen.
„Durch den Pool schaffen wir auch erschwinglichen Wohnraum und können die Mieten für Wohn- und Betriebsbereich mit vier bis fünf Euro pro Quadratmeter niedrig halten“, so Distelberger, der interessierte Menschen zu einem Erweiterungstreffen einlädt.
info@gartendergenerationen.net
www.gartendergenerationen.net
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